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Was lange währt, wird gut
Oberschlesisches Eichendorff-Kultur- und -Begegnungszentrum in Lubowitz fertiggestellt

Wer die über Jahre sich hinschleppenden Um- und Ausbauarbeiten des »Alten Gasthauses« in Lubowitz zu einer nach dem Dichter Joseph von Eichendorff benannten Begegnungsstätte verfolgt hat, hätte es anfangs des Jahres nicht für möglich gehalten, daß der Bau noch vor Winteranbruch fertiggestellt und weitgehend eingerichtet sein könnte. In der zur Ruine des Eichendorff-Schlosses führenden Straße (ul. Zamkowa) zieht - von der Pfarrkirche des Ortes nur durch ein Wiesengrundstück getrennt - nunmehr ein stattliches dreigeschoßiges Gebäude mit spitzem Giebel und ockerfarbenem Anstrich die Blicke auf sich. Davor ist ein großer Parkplatz für Gäste angelegt. Im Haus gibt es einen Konferenz-/Festsaal, ein Restaurant (auch eine Kellerbar) sowie derzeit 15 komplett ausgestattete Zimmer mit insgesamt 27 Betten; aus soeben bewilligten Mitteln werden im ausgebauten Dachgeschoß weitere 13 Zimmer mit 20 Betten eingerichtet. Ein schöner Zufall wollte es, daß der bekannte Eichendorff-Chor aus Ratibor sein zehnjähriges Bestehen als erster in den neuen Räumlichkeiten feiern konnte. Offiziell wird das Haus jedoch erst im nächsten Jahr, zu Beginn der Reisesaison, eröffnet werden.

Bis dahin gelingt es hoffentlich, die Einrichtung auf eine sichere rechtlich-organisatorische Basis zu stellen, das heißt insbesondere, für die kürzlich durch notarielle Gründungsurkunde unter dem Namen »Oberschlesisches Eichendorff-Kultur- und -Begegnungszentrum der deutschen Minderheit« gegründete Stiftung die gerichtliche Registrierung zu erwirken. In der Stiftung haben sich der Lubowitzer Eichendorff-Verein und die Gemeinde Rudnik (zu der Lubowitz gehört), die Sozial-Kulturellen Gesellschaften der Deutschen im Oppelner Schlesien und des Bezirks Kattowitz sowie der Verband der deutschen Gesellschaften in Polen (VdG) zusammengefunden. Verein und Gemeinde brachten umfangreiche Liegenschaften ein, insbesondere den ehemaligen Schloßpark. Vorrangige Aufgabe der Stiftung ist die Pflege des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens der deutschen Minderheit; sie will ferner wissenschaftliche Forschungen zur Kultur, Kunst, Geschichte und Landeskunde Oberschlesiens fördern sowie die Kenntnisse über Leben und Werk Joseph von Eichendorffs verbreiten und dadurch - wie es in der Satzung heißt - sein geistiges Erbe für die regionale, nationale und europäische Kultur und das friedliche Zusammenleben der Völker nutzbar machen. Die personellen Voraussetzungen für die Wahrnehmung dieser anspruchsvollen Aufgaben und den Betrieb des Hauses sind erst noch zu schaffen. Eine finanzielle Starthilfe dafür erscheint unverzichtbar, nachdem der sonst übliche Kapitalstock und seine Erträgnisse daraus hier nicht zur Verfügung stehen.

Dank gebührt allen voran dem Bundesministerium des Innern (BMI) dafür, das Vorhaben auf den Weg gebracht und finanziert zu haben, sowie der »Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit« (GTZ) und der »Stiftung für die Entwicklung Schlesiens und Förderung lokaler Initiativen« für die Durchführung der Baumaßnahme. Nicht minder wichtig war es jedoch, im Lubowitzer Eichendorff-Verein und seinem Vorsitzenden Leonhard Wochnik einen Partner vor Ort zu haben, der sich mit Verve der Sache annahm und keine Mühen scheute. Herr Wochnik gehört auch dem neuen Stiftungsvorstand an und wird sich bis zur Bestellung eines Geschäftsführers weiterhin um die betrieblichen Belange des neuen Hauses kümmern (Auskünfte werden unter Telefon 0048-32410-6602 und -6776 erteilt).

Unter der Überschrift »Der Dichter kehrt nach Lubowitz zurück« hat das in Oppeln erscheinende »Schlesische Wochenblatt« in seiner Ausgabe Nr. 17 (vom 30. April bis 6. Mai 1999) dieses Jahres vom Bau der Eichendorff-Begegnungsstätte an jenem Ort und dem Vorhaben berichtet, dem Dichter davor ein Denkmal zu setzen. Die Zeitung erinnerte in diesem Zusammenhang daran, daß der Herzog von Ratibor bereits 1891 ein Eichendorff-Denkmal für Lubowitz in Auftrag gegeben habe. Nach seinem Tod sei es jedoch nicht hier, sondern am Sitz der herzoglichen Familie in Rauden (auf halbem Weg zwischen Ratibor und Gleiwitz) errichtet und dort am Ende des Kriegs zerstört worden.

Das Anliegen des Herzogs hat sich nun in anderer Weise erfüllt: Am 8. Oktober 1999 wurde vor der Begegnungsstätte in Lubowitz ein neu geschaffenes Eichendorff-Denkmal aufgestellt. Die Abbildung zeigt, wie die über vier Zentner schwere, 90 cm hohe Bronze-Büste auf den 2 m hohen Granitsockel gehoben wird. Die Büste ist eine Arbeit des Bildhauers Georg Latton aus Kreuzenort bei Ratibor, dem diese Stadt bekanntlich ihr 1994 wiedererrichtetes Eichendorff-Denkmal verdankt. Der Künstler nahm sich hierbei das bekannte Dichter-Portrait des Malers Franz Kugler aus dem Jahr 1832 zum Vorbild, das der Lubowitzer Eichendorff-Verein auch als Signet führt. Der Bronzeguß erfolgte bei ART-ODLEW in Oppeln. Den Sockel aus schlesischem Granit hat der Ratiborer Steinmetzbetrieb Wiglenda nach hiesiger Vorgabe angefertigt. Finanziert wurde das Ganze aus kleinen und größeren privaten Spenden, die zum Teil auf den Aufruf in der »Kulturpolitischen Korrespondenz« 872 vom 25. Juli 1993 zurückgehen, sowie aus selbst Erspartem, darunter auch Honoraren für die im Lauf der Jahre für die Kulturpolitische Korrespondenz verfaßten Artikel. Hiermit sei allen am Gelingen des Werkes Beteiligten herzlich gedankt. Möge das Denkmal als Zeichen der Verehrung für den in Lubowitz geborenen großen deutschen Dichter und der Verbundenheit mit seiner »Liederheimat« viele Besucher erfreuen und vor allem die jugendlichen Gäste - Deutsche wie Polen - dazu bringen, sich mit dem Dichter und seinem Werk zu beschäftigen, und damit den in der Stiftungssatzung formulierten Zielen dienen.




Erschienen in:
»Kulturpolitische Korrespondenz« Nr. 1096 vom 15.12.1999 der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat



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