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»Ich habe meine Heimat wiedergefunden«
Gerhart-Hauptmann-Haus ›Wiesenstein‹ als Gedenk- und Begegnungsstätte eröffnet

»Die Stätte, die ein guter Mensch betrat, ist eingeweiht; nach hundert Jahren klingt sein Wort und seine Tat dem Enkel wieder.« Diese Sentenz aus Goethes Torquato Tasso kam mir in den Sinn, als ich davon erfuhr, daß das Gerhart-Hauptmann-Haus resp. Dom Gerharta Hauptmanna, wie es polnisch heißt, in Agneten- dorf/Jagniatków am 11. August 2001, 100 Jahre nachdem der Dichter es bezogen hatte, als deutsch-polnische Gedenk- und Begegnungsstätte wiedereröffnet wird. Noch 1998, als das Haus von der Stadt Hirschberg/Jelenia Góra übernommen wurde und das in ihm untergebrachte staatliche Kindererholungsheim seinen Betrieb einstellen mußte, sah es nicht danach aus, daß diese lange gehegte Idee bald verwirklicht werden würde.

Jahrelang hatte ich mich darum beim Gemeindevorsteher, beim Hirschberger Wojewoden, beim polnischen Botschafter in Köln, beim deutschen Generalkonsul in Breslau und beim deutschen Außenminister bemüht. Im Frühjahr 1998 wandte ich mich namens der Gerhart-Hauptmann-Gesellschaft e.V. Berlin schließlich an den deutschen Bundeskanzler persönlich und bat ihn, den polnischen Regierungschef bei dem bevorstehenden Treffen in Kreisau (zur Eröffnung der Internationalen Jugendbegegnungs- und Gedenk- stätte) darauf hinzuweisen, daß die in der Gemeinsamen deutsch-polnischen Erklärung vom 14. November 1989 von beiden Seiten bekundete Absicht, »die Gedenkstätte für Gerhart Hauptmann auszubauen … und … für Besucher zugänglich zu machen«, immer noch der Verwirklichung harrt. Die deutsche Botschaft in Warschau, muß man wissen, wurde schon 1992 vom Kanzleramt in Bonn angewiesen, »insistierende Gespräche mit der polnischen Regierung zu führen, um das deutsche Interesse an der Nutzung von Haus Wiesenstein als deutsch-polnisches Forschungszentrum dar- zulegen«. Auf meinen Brief bekam ich zur Antwort, Herr Bundeskanzler Dr. Kohl teile meine Einschätzung der Bedeutung einer würdigen Gedenkstätte für Gerhart Hauptmann im Haus Wiesenstein und habe deshalb »die Thematik erneut gegenüber dem polnischen Ministerpräsidenten Professor Dr. Jerzy Buzek bei seinen jüngsten Gesprächen in Kreisau am 11. Juni 1998 angesprochen« und »dabei sein Interesse nachdrücklich zum Ausdruck gebracht«. Dieser Vorstoß hatte dann die erhoffte »Beschleunigung des unerfreulich langwierigen Verfahrens der Projektvorbereitung« auf polnischer und deutscher Seite zur Folge.

Deutscherseits wurden die Vorstellungen über die künftige Nutzung des Gerhart-Hauptmann-Hauses Wiesenstein in mehreren Gesprächsrunden aller maßgeblichen Institutionen und Personen unter Federführung des deutschen Generalkonsuls in Breslau Dr. Roland Kliesow konkretisiert und von diesem der Stadt Hirschberg nahegebracht. Sie fanden sich im wesentlichen in dem Beschluß berücksichtigt, den der Stadtrat am 28.9.1999 über die Gründung des Gerhart-Hauptmann-Hauses faßte, und in dem gleichzeitig erlassenen Statut des Hauses. Danach beinhaltet das Hauptmann-Haus im Erdgeschoß und in der Eingangshalle ein dem Publikum zugängliches, auf Leben und Werk des Dichters ausgerichtetes und darüber hinaus literarische und regionalhistorische Themen behandelndes Museum; das Ober- und Dachgeschoß dient einem deutsch-polnischen »Zentrum für Begegnung, Austausch und Forschung«, das sich in der Hauptsache der schlesischen Literatur und Geschichte widmen soll. Das Haus wird von einem Direktor geleitet, dem ein Museumskustos zur Seite steht. Beratungs- und Aufsichtsfunktion hat ein auf vier Jahre bestellter elfköpfiger Rat des Gerhart-Hauptmann-Hauses, dessen Mitglieder in Absprache zwischen der Stadt Hirschberg, der Wojewodschaft Niederschlesien und dem deutschen Generalkonsulat in Breslau berufen werden. Dieser Rat besteht aus fünf deutschen und sechs polnischen Mitgliedern; die deutschen Mitglieder werden vom Generalkonsulat in Breslau, von der Familie Hauptmann, den Hauptmann-Museen und Hauptmann-Gesellschaften sowie dem Schlesischen Museum zu Görlitz entsandt; die polnischen Mitglieder kommen von der Stadt Hirschberg, dem dortigen Bezirksmuseum, der Wojewodschaft Niederschlesien, der Universität Breslau (diese ist zweifach vertreten) und vom Breslauer Rundfunk. Den Vorsitz hat der Vizepräsident von Hirschberg inne. Dies und anderes mehr kann der Internetdarstellung des Hauses unter www.dom-gerharta-hauptmanna.pl entnommen werden.

Die Zusage der Stadt Hirschberg, die laufenden Grundkosten für Unterhalt und Nutzung des Hauses zu tragen, machte die Bewilligung umfangreicher Mittel für die notwendigen Reno- vierungsarbeiten durch die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und die deutsche Bundesregierung möglich, die unter der Regie des Fuldaer Zentrums für Handwerk und Denkmalspflege ausgeführt wurden.

Zur Wiedereröffnung präsentierte sich das Haus Wiesenstein innen wie außen in neuem Glanz. In der Paradieshalle, dem früheren Arbeitszimmer und der ehemaligen Bibliothek war eine sehenswerte Fotoausstellung zu Leben und Wirken Gerhart Hauptmanns und zur Geschichte des Hauses aufgebaut. Sie wurde von einer jungen Berliner Germanistin im Auftrag des Schlesischen Museums zu Görlitz konzipiert; dabei konnte auf den umfangreichen Nachlaß von Margarete Hauptmann, der Witwe des Dichters, in der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz zurückgegriffen werden. In den anschließenden Räumen, dem Kaminzimmer und Speisezimmer, hingen schlesische Landschaftsbilder (Pastelle, Aquarelle, Ölbilder) des Dichtersohnes Ivo, der 1901 als Fünfzehnjähriger in das Haus miteingezogen war, und einige schöne Hauptmann-Portraits – Leihgaben verschiedener Sammlungen.

Zur Feier waren zahlreiche Gäste und Ehrengäste erschienen. Der Hirschberger Stadtpräsident Józef Kusiak und der deutsche Generalkonsul aus Breslau Dr. Peter Ohr konnten u.a. drei Nachfahren des Dichters (aus erster Ehe), Harriet und Christina sowie Georg Hauptmann, begrüßen. Frau Harriet, Enkelin des Malers Ivo Hauptmann, schenkte dem Museum ein Fotoalbum mit seltenen Aufnahmen aus dem Leben Gerhart Hauptmanns. Der Generaldirektor der Berliner Staatsbibliothek Dr. Antonius Jammers brachte das am 10. August 1901 begonnene Gästebuch des Hauses in einer Faksimileausgabe mit. Ein Vertreter des sächsischen Innenministeriums wartete mit einem Karton Ihringer Wein auf, der ›Hausmarke‹ Hauptmanns aus dem Anbaugebiet um den Kaiserstuhl. Der Vorsitzende der Gerhart-Hauptmann-Gesellschaft Dr. Klaus Hildebrandt belegte mit Zitaten, wie sich die ersten Tage im neuen Haus in Hauptmanns Tagebüchern und im Gästebuch des Hauses niedergeschlagen haben und wie der Dichter sie später im Buch der Leidenschaft verarbeitet hat: »In überraschender Weise offenbaren sich mir Segen und Macht der Seßhaftigkeit … Mein Haus meine Burg! … ich habe meine Heimat wiedergefunden: ein Umstand, der für uns alle vielleicht der wichtigste ist.« Er würdigte die Bemühungen um das Erreichte, erinnerte an seinen Aufruf zu Bücherspenden, der schon Früchte getragen hat, und wünschte dem Direktor des Hauses Robert Szuber und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein erfolgreiches Wirken.

Auch ich kam zu Wort und konnte als Überraschungsgast Frau Margarete Heumader, geb. Kappler, aus der Gegend von Schmiedeberg stammend und jetzt in der Nähe von Passau lebend, vorstellen, die von 1937 bis 1946 bei Hauptmanns als Hausmädchen und Köchin in Stellung war. Für die Fotoausstellung übergab sie eine vermutlich 1944 entstandene große Farbportraitaufnahme des Dichters und als Zeichen seiner Verbundenheit mit Agnetendorf ein ihm von der Freiwilligen Feuerwehr des Ortes verliehenes, ebenfalls farbiges Ehren-Diplom aus dem Jahr 1914. Ich schloß mich mit drei Großaufnahmen der weißen Marmorbüste des alten Goethe von der Hand des französischen Bildhauers Pierre Jean David d’Angers an – eingedenk dessen, daß eine Kopie dieser Skulptur einst von der Galerie der Halle herabblickte. Ausführlich ist darüber im Heft 9/2001 der in Görlitz erscheinenden Zeitschrift »Schlesien heute« berichtet.

Über die folgenden Musikdarbietungen und Gedichtrezitationen sowie das im Park vor dem Haus aufgeführte Spektakel einer Gauklertruppe auf Stelzen, mit Fackeln und Feuerwerkskörpern schweigt des Chronisten Höflichkeit. Andererseits, vielleicht hätte gerade dies dem Dichter gefallen, der sich in dem nachgelassenen Gedicht »Testament« wünschte: »Dorfkinder mögen ›Frösche‹ lassen knallen, Dorfmusikanten sollen Pauke schlagen« (wohl- gemerkt bei seinem Zugrabetragen) und »Hanswurst auf einem Eslein reiten« sowie »Possenreißer sich verbreiten« läßt und sehen möchte, daß die Leute lachen, sich jedoch dagegen verwahrt, daß »Staatsvertreter« Witze machen.

Erwähnenswert ist noch die Aufführung zweier Filme: eines kurzen Streifens, der den Dichter 1942 in seinem Arbeitszimmer zeigt, und der Dokumentation jener 7 ½ Wochen von Hauptmanns Tod bis zu seiner Beisetzung auf der Ostseeinsel Hiddensee westlich von Rügen, ein Werk des polnischen Regisseurs Robert Stando.

Die ›Staatsvertreter‹ kamen ausgiebig und mit dem gebotenen Ernst bei der zweiten Feier am 1. September zu Wort, zu der der niederschlesische Wojewode, der Präsident der Stadt Hirschberg und sein Vizepräsident als Vorsitzender des Rates des Gerhart-Hauptmann-Hauses geladen hatten. Ihrer Einladung waren insbesondere der polnische Ministerpräsident Jerzy Buzek und der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf mit einem großen Medienaufgebot gefolgt. Beide erinnerten in ihren Reden daran, daß Gerhart Hauptmann im Haus Wiesenstein seine Heimat wiederfand und sich Schlesien sehr verbunden fühlte, dem Land, in dem seine wichtigsten Werke entstanden. Der polnische Premier gedachte in diesem Zusammenhang auch der einst in Schlesien beheimateten Menschen, die den Orten ihrer Herkunft verbunden blieben. Nach seinen Worten hänge die Integration im vereinigten Europa gerade von solchen Grenzregionen wie Niederschlesien ab, wo das Erbe dreier Nationen lebendig sei. Er vergaß nicht zu erwähnen, daß Sachsen in der polnischen Geschichte eine besondere Stellung einnehme, da man über Jahrzehnte gemeinsame Herrscher hatte und sich jetzt durch grenzüberschreitende Zusammenarbeit, kulturellen und technologischen Austausch – unter Einbeziehung der Tschechen – auf eine gemeinsame Zukunft in Europa vorbereite. Dank der Universitäten und Forschungseinrichtungen dieses Raums sowie der hervorragend ausgebildeten Menschen könnte hier ein mitteleuropäisches ›Silicon Valley‹ entstehen, so Buzeks Traum.

Beide Regierungschefs gingen aber auch auf den zweiten Grund ihres Zusammentreffens ein, den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor 62 Jahren. Der sächsische Ministerpräsident schilderte, wie er als Neunjähriger davon aus dem Radio erfuhr, ohne ermessen zu können, welch unsägliches Leid dieser Krieg für Europa, ja die Welt bringen würde – am Ende auch die Zerstörung Dresdens, die Hauptmann miterleben mußte. Biedenkopf sah es als unsere Verpflichtung an, denjenigen zu helfen, die infolge des Kriegs über vierzig Jahre zur Unfreiheit verurteilt waren. Der polnische Ministerpräsident seinerseits blickte zurück auf die beiden vorangegangenen Treffen vor zwei Jahren mit dem deutschen Bundeskanzler auf dem Friedhof der polnischen Patrioten bei Warschau und im letzten Jahr mit dem Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen und ihre Diskussion im schlesischen Parlament in Kattowitz mit Jugendlichen beider Länder über die Zukunft Polens und Deutschlands. Er meinte, daß man auch künftig am 1. September über die Zukunft beider Länder sprechen sollte, über die Möglichkeiten, die Polen und Deutsche besitzen, wenn sie zusammenarbeiten.

Der Breslauer Wojewode Witold Krochmal sprach, daran anknüpfend davon, daß man zusammengekommen sei, um sich der Vergangenheit zu erinnern, aber nicht zu Gefangenen der Vergangenheit werden wolle; denn vor den Nationen Europas, vor den Deutschen und den Polen lägen große historische Aufgaben und politische Ziele. Dabei könne man sich an Gerhart Hauptmann ein Beispiel nehmen, der hier in schwerer Zeit seine »Atriden-Tetralogie«, den Dramenzyklus um Agamemnon, Iphigenie und Elektra schuf und am visionären Versepos »Der große Traum« arbeitete und damit »Ordnung während des Chaos schuf«. Er schloß mit der Versicherung: »Das Haus von Gerhart Hauptmann, in dessen Mauern der Geist Europas beschworen bleibt, soll für uns erhalten bleiben als ein Ort für die Enkel unserer Enkel und für viele weitere Generationen«.

Zuletzt ergriff, schon von Ministerpräsident Buzek herzlich begrüßt, Frau Anja Hauptmann, die Enkelin des Dichters, das Wort. Sie gab ihrer Freude über die wunderbare Verwandlung des Hauses Ausdruck, seit sie es 1996 anläßlich des hier feierlich begangenen 50. Todestags von Gerhart Hauptmann zum ersten Mal besuchte (ein Bericht über diese Gedenkfeier ist im Heft 4/96 der von der Stiftung Kulturwerk Schlesien herausgegebenen Zeitschrift »Schlesischer Kulturspiegel« nachzulesen). Frau Hauptmann dankte allen, die dies ermöglicht haben, besonders Ministerpräsident Buzek. Wie beim ersten Besuch seien die Schatten derer, die hier lebten und wirkten, für sie fühlbar und gegenwärtig; diesmal sogar ganz besonders, weil sie unter diesem 100-jährigen Dach auch nächtigen dürfe, so daß sie die Seele und der Geist des Hauses ihres Großvaters und ihres Vaters Benvenuto noch intensiver berührten. Sodann zitierte sie eine längere Passage aus dem Tolstoi-Kapitel der »Gespräche mit Gerhart Hauptmann« des Schriftstellers Joseph Chapiro, Hauptmanns »Eckermann«, die des Dichters Liebe zu diesem Haus und dieser Landschaft, sein Gefühl der Geborgenheit, das Zuhauseangekommensein hier in seiner Burg widerspiegelt.

Die anschließende Übergabe von Gastgeschenken, die un- begreiflicherweise aus dem bestuhlten Kaminzimmer in die Halle verlegt wurde, ging im Gedränge völlig unter. Neben den üblichen Buchgeschenken und zwei Flaschen Meißner Wein, die der Freistaat Sachsen für den wiederhergestellten Weinkeller spendierte, war davon aber bedauerlicherweise auch das erlesene Geschenk der Gerhart-Hauptmann-Gesellschaft betroffen: eine von dem frühvollendeten oberschlesischen Bildhauer Thomas Myrtek (1888-1935) gestaltete Bronzebüste des 70-jährigen Gerhart Hauptmann. Der Künstler hatte die Büste 1932, bei einem Sommeraufenthalt auf der Insel Hiddensee modelliert, wo der Dichter ein Ferienhaus besaß; der Bronzeabguß stand 13 Jahre in dem nach Hauptmann umbenannten ehemaligen Thalia-Theater Breslau und ging mit ihm im Feuersturm des Zweiten Weltkriegs zugrunde. 1997 konnte ich vom Neffen des Bildhauers, dem inzwischen verstorbenen Herrn Erich Fitza, einen zehn Jahre zuvor von der wiederaufgefundenen Gipsform hergestellten Abguß für die Gerhart-Hauptmann-Gesellschaft erwerben. Ermöglicht wurde dies aus Mitteln des Auswärtigen Amtes. Die Skulptur sollte an einem geeigneten Ort in Schlesien an den großen schlesischen Dichter und den bedeutenden schlesischen Bildhauer erinnern. Das Haus Wiesenstein schien uns der ideale Ort für das Kunstwerk, seine Übergabe an den polnischen Ministerpräsidenten durch einen Vertreter des Auswärtigen Amtes bei der feierlichen Wiedereröffnung des Hauses die beste Gelegenheit. Dazu war ein Faltblatt mit Informationen über das Werk und seinen Schöpfer in Deutsch und (mit Hilfe des polnischen Generalkonsulats in München) in Polnisch vorbereitet worden. Die Büste wurde durch den deutschen Botschafter aus Warschau übergeben – weitgehend unbemerkt leider, auch von den nicht wenigen Medienvertretern, so daß der Vorgang in der Berichterstattung keine Erwähnung fand.

Den Abschluß der Feier bildete die Aufführung einer Szene aus einem neuen Stück über die letzten Wochen Hauptmanns im Haus Wiesenstein des polnischen Autors Jerzy Lukosz durch die Studiobühne des Hirschberger Stadttheaters – es hatte dort mittlerweile am 27. Oktober Premiere. In dieser Szene sitzen der Dichter und der zu seinem Schutz bestellte russische Oberst Sokolow an einem reich gedeckten Tisch vor dem Kamin und reden über vergangene Zeiten, Erfolge und Mißerfolge, Hauptmanns Rolle im Dritten Reich, über Thomas Mann und Goethe, Gorki und Lenin. Der Schriftsteller läßt sie Wodka trinken und Hauptmann einen Toast »auf die unbesiegbare Rote Armee und ihren genialen Führer Josef Stalin« ausbringen, auch auf die Kunst anstoßen und Frau Margarete am Ende auf ihrer Geige »O, du lieber Augustin« spielen. In der Regieanweisung heißt es dazu: »Hauptmann applaudiert, lacht und weint«…
Ein für die Gäste im oberen Turmzimmer aufgebautes üppiges Buffet entschädigte für manches.
Man muß sich allerdings fragen, wie es weitergehen soll, wenn die Euphorie des mit viel Hilfe von außen auf die Beine Gestellten sich gelegt hat. Schließlich ist jetzt der Aufbau der Dauerausstellung in Angriff zu nehmen und das Zentrums für Begegnung, Austausch und Forschung mit Leben zu erfüllen. Um letzteres kümmert sich vorübergehend eine zweisprachige Stipendiatin der Robert-Bosch-Stiftung Stuttgart. Für die Museumsarbeit steht noch keine der deutschen Sprache mächtige Fachkraft zur Verfügung. Wie sollen auf diese Weise Exponate für die Dauerausstellung gewonnen werden, die größtenteils in Deutschland zu finden sind? Man wäre gut beraten, über die Grenze hinweg eng mit dem demnächst teileröffneten Schlesischen Museum zu Görlitz zu kooperieren. Vonnöten ist ferner eine solide finanzielle Basis. Eine eigene Stiftung für das Gerhart-Hauptmann-Haus mit entsprechender Kapitalausstattung – zur Entlastung des Haushalts der Stadt Hirschberg – wäre natürlich am günstigsten. Auch um eine Förderung der neustrukturierten Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit wird man sich bemühen müssen, die künftig aber nicht mehr aus dem Vollen schöpfen kann, sondern mit den Erträgen aus dem verbliebenen Rest des sog. Zloty-Fonds zu wirtschaften haben wird; günstig dafür ist die vorgesehene Konzentration der Mittel auf kulturellen und wissenschaftlichen Austausch zwischen beiden Ländern und auf menschliche Begegnungen.



Erschienen in:
»Schlesischer Kulturspiegel« 4/2001 der Stiftung Kulturwerk Schlesien, Würzburg






Zweissprachiger Text des Faltblatts zur Übergabe der Bronzebüste Gerhart Haupt­manns von Thomas Myrtek an den polnischen Ministerpräsidenten am 1. September 2001 im ehemaligen »Haus Wiesenstein« des Dichters in Agnetendorf
/Jagniątkow


Popiersie Gerharta Hauptmanna


Za jedno z najważniejszych dzieł rzeźbiarza Thomasa Myrtka uważane jest popiersie Gerharta Hauptmanna, model którego artysta stworzył w 1932 roku w czasie letniego pobytu na wyspie Hiddensee na Morzu Bałtyckim, gdzie Hauptmann miał swój domek letniskowy. W tym samym roku, z okazji 70-tej rocznicy urodzin poety, brązowy odlew tego modelu postawiono w nazwanym jego imieniem, dawnym Thalia-Theater we Wrocławiu. Rzeźba została zniszczona w pożarze podczas II wojny światowej. Siostrzeniec artysty, Erich Fitza, który zasłużył się dla zachowania spuścizny Thomasa Myrtka i ustalenia miejsc, gdzie znajdują się jego dzieła, w 1987 roku zamówił brązowy odlew popiersia z zachowanej formy gipsowej, które w 1997 roku zostało zakupione dla Towarzystwa im. Gerharta Hauptmann w Berlinie. Środki na ten cel przekazało Ministerstwo Spraw Zagranicznych Republiki Federalnej Niemiec.    Zgodnie z intencjami Mnisterstwa Spraw Zagranicznych RFN i Towarzystwa Gerharta Hauptmanna brązowe popiersie poety dłuta Myrtka ma przypominać o wielkim humaniście i laureacie nagrody Nobla ze Śląska, a także o przedwcześnie zmarłym śląskim rzeźbiarzu. Niemiecki Rząd Federalny w imieniu Towarzystwa Gerharta Hauptmanna ma zaszczyt ofiarować to popiersie Państwu Polskiemu na rzecz domu Gerharta Hauptmanna Wiesenstein w Jeleniej Górze-Jagniątkowie, w Karkonoszach i przekazać je 1 września 2001 roku z okazji uroczystego otwarcia w nim Miejsca Pamięci i Spotkań.


Die Gerhart-Hauptmann-Büste

Als eines der bedeutendsten Werke des Bildhauers Thomas Myrtek wird allgemein die Büste von Gerhart Hauptmann angesehen, die er 1932 bei einem Sommeraufenthalt auf der Insel Hidden­see in der Ostsee modellierte, wo Hauptmann ein Ferienhaus besaß. Ein Bronzeguss hiervon wurde im gleichen Jahr, zum 70. Geburtstag des Dichters, in dem nach ihm umbenannten ehemaligen Thalia-Theater Breslau aufgestellt; das Bildnis ist im Feuersturm des Zweiten Weltkriegs mit dem Gebäude zugrunde gegangen. Ein Neffe des Künstlers, Erich Fitza, der sich um die Bewahrung des Nachlasses von Thomas Myrtek und das Aufspüren seiner Werke verdient gemacht hat, ließ von der erhalten gebliebenen Gipsform der Büste 1987 einen Nachguss aus Bronze anfertigen; dieser konnte 1997 für die Gerhart-Hauptmann-Gesellschaft e.V. Berlin erworben werden. Die erforderlichen Mittel hat das Auswärtige Amt der Bundesrepublik Deutschland zur Verfügung gestellt.    Nach Vorstellung des Auswärtigen Amts und der Gerhart-Hauptmann-Gesellschaft sollte die Bronzebüste Gerhart Hauptmanns von Thomas Myrtek an einem geeigneten Ort in Schlesien an den großen schlesischen Dichter und Nobelpreisträger sowie den allzufrüh verstorbenen schlesischen Bildhauer erinnern. Die Deutsche Bundesregierung beehrt sich, die Büste namens der Gerhart-Hauptmann-Gesellschaft dem Polnischen Staat für das Gerhart-Hauptmann-Haus Wiesenstein in Hirschberg-Agnetendorf im Riesengebirge zu schenken und am 1. September 2001 anlässlich der feierlichen Eröffnung des Hauses als Gedenk- und Begegnungsstätte zu übergeben.




Rzeźbiarz Thomas Myrtek

Thomas Myrtek urodził się 28.12.1888 roku w Bytomiu, na Górnym Śląsku. Tam też uzęszczał do szkoły i w 1903 roku rozpoczął naukę w zawodzie kamieniarza. W 1906 roku połączył ją z dwuletnią nauką zawodu rzeźbiarza w kamieniu w Bolesławcu. Od 1909 roku studiował w Królewskiej Szkole Sztuk Pięknych i Rzemiosła Artystycznego we Wrocławiu (w 1911 roku podniesiona do rangi Akademii Państwowej) - pod koniec u Theodora von Gosena. Wszechstronne studia ukończył dopiero w 1919 roku, ponieważ podczas I wojny światowej został powołany do wojska. Następnie osiadł na stałe we Wrocławiu jako wykonujący wolny zawód artysta i wstąpił do Śląskiego Związku Artystów. Dłuższe podróże studyjne do Włoch, Francji i Niderlandów przybliżyły mu sztukę tych krajów. Ulubionymi motywami artysty są ludzkie postaci i twarze. Oprócz kamienia, glinki i brązu używał również materiałów niekonwencjonalnych jak np. węgiel. Terakotowe figury na fasadzie liceum w Opolu z 1926 roku są jednym z pierwszych znacznych osiągnięć twórczości artysty w zakresie rzeźby architektonicznej. W 1932 roku został przewodniczącym Śląskiego Związku Artystów (po Theodorze von Gosenie i Oskarze Schlemmerze). W 1934 roku otrzymał Rzymską Nagrodę Pruskiej Akademii Sztuk Pięknych w Berlinie, która przyniosła mu dziewięciomiesięczny pobyt w Willi Massimo wraz z rzeźbiarzami Tonim Stadlerem i Gerhardem Marcksem. Z Rzymu wyjechał do Grecji, gdzie zachorował na malarię i zmarł 5.11.1935 roku w Atenach. Tam też został pochowany na Głównym Cmentarzu Miejskim. Thomas Myrtek należy obok Roberta Bednorza i Joachima Karscha do najważniejszych przedstawicieli młodego pokolenia śląskich rzeźbiarzy lat 20-tych i 30-tych minionego stulecia.


Der Bildhauer Thomas Myrtek

Thomas Myrtek wurde am 28.12.1888 im oberschlesischen Beuthen geboren, wo er zur Schule ging und 1903 eine Steinmetzlehre begann, an die er 1906 eine zweijährige Ausbildung zum Steinbildhauer in Bunzlau anschloss. Ab 1909 studierte er an der Königlichen Kunst- und Kunstgewerbeschule Breslau (die 1911 in den Rang einer Staatlichen Akademie erhoben wurde) – zuletzt bei Theodor von Gosen. Infolge des Ersten Weltkriegs, an dem er als Soldat teilnahm, konnte er seine vielseitigen Studien erst 1919 beenden. In Breslau ließ er sich als freischaffender Künstler nieder und trat dem Künstlerbund Schlesien bei. Längere Studienreisen nach Italien, Frankreich und den Niederlanden machten ihn 1925 mit der Kunst dieser Länder bekannt. Seine bevorzugten Sujets sind die menschliche Gestalt und das menschliche Gesicht. Dazu verwendete er neben Stein, Ton und Bronze auch unkonventionelle Materialien wie etwa Kohle. Einen ersten Höhepunkt seines bauplastischen Schaffens erreichte er 1926 mit der Terrakotta-Figurenreihe an der Fassade des Lyzeums in Oppeln. 1932 wurde er Vorsitzender im Künstlerbund Schlesien (nach Theodor von Gosen und Oskar Schlemmer). 1934 erhielt er den Rom-Preis der Preußischen Akademie der Künste Berlin, der ihm einen neunmonatigen Aufenthalt in der Villa Massimo eintrug – zusammen mit den Bildhauern Toni Stadler und Gerhard Marcks. Von Rom aus ging er nach Griechenland; dort erkrankte er an Malaria und verstarb am 5.11.1935 in Athen; auf dem Hauptfriedhof der Stadt ist er begraben. Thomas Myrtek gehört neben Robert Bednorz und Joachim Karsch zu den wichtigsten Vertretern der jungen Generation schlesischer Bildhauer in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts.

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