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»… gedacht soll seiner werden!«
Dem Bildhauer, Maler und Graphiker Walter Kalot zum 10. Todestag

Am 18. Dezember 2006 jährt sich zum zehnten Mal der Tag, an dem der Bildhauer, Maler und Graphiker Walter Kalot - ein bekennender, weltoffener Schlesier - in Oberstdorf im Allgäu verstorben ist. Wenige Wochen nach seinem 87. Geburtstag mußte er, dem der schaffensfrohe Ruhestand zuvor keine Zeit dazu gelassen hatte, sich denn doch in ärztliche Behandlung begeben: zunächst ins Oberstdorfer Krankenhaus und anschließend in eine Spezialklinik in Wangen im Allgäu, aus der er kurz vor Weihnachten zwar noch nach Hause kam, das (in zahlreichen Krippendarstellungen verherrlichte) Fest aber nicht mehr erlebte.

Die ehemals Freie Reichsstadt Wangen im Allgäu mit ihrem »Deutschen Eichendorff-Museum« (einer Nachkriegsgründung für das verlorengegangene erste Deutsche Eichendorff-Museum in Neisse) sowie der Dichter des »Taugenichts« selbst hatten es Walter Kalot angetan, als er, den Zwängen des Berliner Berufslebens entronnen, im Allgäu das Wagnis eines »einfachen Lebens« als freischaffender Künstler einging. In Wangen war es auch, wo ihm der nach der Stadt benannte Zusammenschluß heimatvertriebener Schriftsteller und Künstler - der »Wangener Kreis« - die Möglichkeit bot, den im Entstehen begriffenen Zyklus von Bronzereliefs schlesischer Dichter und Philosophen erstmals auszustellen. Zuvor schon hatte er durch eine für die Eichendorff-Gesellschaft geschaffene Medaille mit dem Bildnis des Dichters auf sich aufmerksam gemacht; sie wird noch immer an Wissenschaftler, Schriftsteller und andere Persönlichkeiten verliehen, die sich um das Erbe Eichendorffs und der deutschen Romantik verdient gemacht haben - zuletzt beim Internationalen Kongreß der Eichendorff-Gesellschaft am 27. Oktober dieses Jahres. Auch der an Eichendorffs Studienzeit in Heidelberg erinnernde Gedenkstein am Philosophenweg, in schönster Lage über der Stadt, ist sein Werk.

In den letzten Lebensjahren des Künstlers ist auf meine Anregung das Modell einer überlebensgroßen Eichendorff-Büste für ein geplantes Denkmal im oberschlesischen Geburtsort Lubowitz des Dichters entstanden. Nachdem es dafür bedauerlicherweise keine Verwendung gefunden hatte, sah ich nach Walter Kalots Tod eine Ehrenpflicht darin, es (mit Einwilligung seiner Witwe) der Stadt Wangen anzubieten - als Blickfang für die alljährliche Verleihung des Eichendorff-Literaturpreises im Rahmen der »Wangener Gespräche« oder für das Eichendorff-Museum. Zu meiner nicht geringen Überraschung konnte ich kürzlich feststellen, daß die letztgenannte Idee längst verwirklicht ist. Von einem über zwei Meter hohen Sandsteinsockel blickt der in Bronze gegossene Kopf des Dichters dem Besucher entgegen - über das (in der wärmeren Jahreszeit) zu seinen Füßen herrschende Treiben des Museums-Cafés hinweg. Das im (rechten) Winkel zwischen Museum und alter Stadtmauer plazierte (und daran ausgerichtete) Denkmal würde allerdings besser zur Geltung kommen, wenn es übereck gestellt wäre. Wie die eingeholten Erkundigungen ergaben, hat der Amtsvorgänger des jetzigen Oberbürgermeisters den Guß der Büste in Auftrag gegeben und sie sowie ihre Aufstellung beim Eichendorff-Museum vor fünf Jahren dem »Wangener Kreis« zum Abschiedsgeschenk gemacht. Leider wußte Elisabeth Kalot, die jetzt 97-jährige und immer noch am Leben aktiv teilnehmende Witwe, davon bisher auch nichts.

Die Auszeichnung mit dem Verdienstkreuz am Bande, die Walter Kalot im Frühjahr 1995 durch Bundespräsident Roman Herzog erfahren hat, galt seinem gesamten Schaffen und ausdrücklich der »Bereicherung der Allgäuer Kunstszene« - im Kleinen wie im Großen. Durch die von ihm mitorganisierten Kunstausstellungen und seine vorzugsweise im Allgäuer Raum anzutreffenden großen Bronze- und Metallplastiken hat er Kunst öffentlich bewußt gemacht. Seine Lebensleistung wurde kurz zuvor auch im »Schlesischen Kulturspiegel« 4/94 (und in der »Kulturpolitischen Korrespondenz« Nr. 915) gewürdigt; weitere Beiträge über ihn standen in den Heften 2/97, 2/98 und 4/99 dieser Zeitschrift (und sind im Internet unter www.willisch.eu → Kalot nachzulesen). Der letzte Kulturspiegel (Nr. 3/06) bringt als Titelbild ein fein hingehauchtes Aquarell von Portofino, das bei vielen Lesern - außer der Sehnsucht nach Italien - Interesse und Lust geweckt haben dürfte, mehr von Kalots malerischem Werk kennenzulernen.

Mittlerweile zählt die Marktgemeinde Oberstdorf Walter Kalot (den einst »Zugereisten«) zu seinen »berühmten Köpfen« - neben der schon während des Zweiten Weltkriegs hier seßhaft gewordenen Schriftstellerin Gertrud von Le Fort sowie dem schwäbischen Volksdichter Arthur Maximilian Miller und dem Maler und Bildhauer Maximilian Ruess, die hier geboren wurden; von Kalots Hand gibt es ansprechende Bronzebildnisse der beiden Erstgenannten. Im Heimatmuseum des Ortes ist er neuerdings durch einige seiner Arbeiten präsent.

Inzwischen wurde auch einer seiner letzten Wünsche erfüllt und die große Bronzeplastik "Iller-Ursprung" dort aufgestellt, wo die Iller aus den drei Quellflüssen Breitach, Stillach und Trettach unweit von Oberstdorf hervorgeht. Was schließlich die (vom Freistaat Bayern erworbenen) Bronzereliefs schlesischer Dichter und Philosophen betrifft, für die vor dem EU-Beitritt Polens kaum Aussicht bestand, sie dem Stifterwillen gemäß dem Eichendorff-Zentrum in Lubowitz zu überlassen (ohne das Eigentumsrecht an ihnen zu verlieren), konnte ich mittlerweile nach und nach einen großen Teil davon dorthin bringen.

Ein Desiderat bleibt allerdings noch bestehen: Nämlich zu Lebzeiten von Elisabeth Kalot, die insbesondere das vielfältige graphische und malerische Werk ihres Mannes zusammenhält, eine Retrospektive über möglichst viele Facetten des künstlerischen Schaffens von Walter Kalot zu zeigen. Das mir Mögliche würde ich dazu gern beitragen.






Erschienen in:
»Schlesischer Kulturspiegel« 4/2006 der Stiftung Kulturwerk Schlesien, Würzburg

»Kulturpolitische Korrespondenz« Nr. 1231 vom 20. Dezember 2006 der Stiftung Ostdeutscher Kulturrat




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